Vier Wochen meines Trainings für den HASPA Marathon Hamburg 2018 habe ich jetzt hinter mir, bin dabei 267,73 km oder fast 23 Stunden gelaufen: Zeit für eine erste Zwischenbilanz.
2015, als ich in Hannover meinen bisher letzten Marathon lief, bereitete ich mich mit einem spezifischen 12-Wochen-Plan auf den Marathon im April vor. Der Plan sah vor, dass ich sieben Wochen vor dem Wettkampf erstmals einen langen Lauf über mehr als 25 km absolvieren sollte. 28 km waren die Vorgabe. Mein Trainingstagebuch von damals fasst das Ergebnis des Laufs ernüchternd zusammen: „Erstes langes Brett; starker Einbruch ab 2:00:00; Hunger; übler Muskelkater in Oberschenkeln“. Und tatsächlich, der Muskelkater ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Noch am Tag danach war es eine kleine Tortur die Treppe aus dem Obergeschoss hinabzusteigen. Das Wegstück, auf dem mich damals der Hammmer traf, löst selbst heute noch komische Gefühle in mir aus. Genau kann ich mich auch daran erinnern, wie ich in Röddensen mit dem letzten Kleingeld aus meinem Portemonnaie den Kaugummiautomaten fütterte, um in meiner Misere an Zucker zu kommen. Nur spuckte dieser nichts aus, sodass ich kurz versucht war, diesen von der roten Ziegelwand zu reißen.
Gestern ist aber nicht heute – und das ist gut so. Offenbar bin ich dieses Jahr in besserer Verfassung als ich es damals war. Obwohl ich diesmal einen 16 Wochen umfassenden Plan gewählt habe und mich faktisch noch in einem früherem Trainingsstadium befinde als 2015, habe ich bereits mehrere lange Läufe absolvieren und trotzdem nicht eine einzige vergleichbare Erfahrung machen müssen – zumindest wenn man vom Lauf zum Canto Alto absieht, der mit seinen 1.000 Höhenmetern jedoch nicht als Maßstab gelten darf.
Viermal bin ich bereits über 25 km gelaufen, zweimal davon sogar 30 km. Gefordert hätte der Plan es nicht, aber für mein Selbstvertrauen habe ich bei zwei Läufen noch ein bzw. zwei Kilometer drangehängt, um auf die 30 km zu kommen. Woran liegt es aber, dass ich diesmal nicht einen einzigen Einbruch erlebte, obwohl ich alle vier Läufer bisher nüchtern am frühen Morgen absolvierte und mit nichts anderem als Wasser als Verpflegung? Erklären kann ich es selbst nicht und ich bin auch nicht der Meinung, dass es einen einzelnen Faktor gibt, der meine derzeitige Form bedingt. Vielmehr wird es die Kombination sein aus meinem allgemein besseren Trainingszustand und der Tatsache, auch vor Beginn des Trainingsplans schon den ein oder anderen Lauf über mehr als 25 km eingebaut zu haben. Als ich den Entschluss gefasst hatte, im Frühjahr einen Marathon laufen zu wollen, hatte ich spontan einen Trainingslauf ums Steinhuder Meer in Angriff genommen. Die Kinder hatten dort sowieso ein Hallenfußballturnier. 32 km aus dem Stand in einem Schnitt von ungefähr 4:45 min/km hatten mir damals Mut gemacht und gezeigt, dass ich einigermaßen gut drauf war.
Lese ich die Einträge der Läufe in meinem Trainingstagebuch von 2015 fällt mir ein paar Zeilen nach dem oben erwähnten Lauf ein weiterer ernüchternder Kommentar ins Auge: „Einbruch ab ca. 28 km; Hungergefühl ab 20 km, ca. 1,5 Std. vor dem Lauf gegessen; Zweifel, ob Marathon gelingt“. Zweifel darüber anzukommen habe ich bisher nicht. Bereits jetzt habe ich es geschafft 2:45 Std. zu laufen, ohne dem Mann mit dem Hammer zu begegnen. Die halbe Stunde, die noch nötig wäre, um mit der avisierten Zeit von 3:15 Std. zu finishen wäre wohl auch jetzt schon drin.
Unsicherheit besteht nur bei der Frage, wie ich das im Rennen höhere Tempo wegstecke. Aber auch hier ziehe ich Zuversicht aus den bisherigen Läufen, bei denen ich ausnahmslos eine Endbeschleunigung auf den letzten Kilometern eingebaut habe, also bis auf das Marathon-Renntempo und darüber hinaus beschleunigte, als die Ermüdung bereits am größten war.
Alles gut also? Es sieht so aus. Ich fühle mich trotz der für mich hohen Umfänge nicht erschöpft, sogar weniger beansprucht als bei meinem gewöhnlichen Pensum. Einziges Manko bisher ist vielleicht das erste harte Intervalltraining, das mein Plan in der zurückliegenden Woche vorsah: 2 x 30 Min. in 4:09 min./km mit einer fünfminütigen Trabpause dazwischen. Nachdem ich im ersten Intervall selbst überrascht war, wie leicht das Tempo fiel und ich mit jedem Kilometer schneller wurde, tat ich mich auf den zweiten 30 Minuten zusehends schwerer und konnte am Ende das Tempo nicht mehr halten. Doch ein echtes Problem sehe ich darin nicht. Einerseits sah der Plan ursprünglich eigentlich eine Erholungswoche vor, die ich aber aus persönlichen Gründen um eine Woche verschieben musste. Ich war also nicht wirklich ausgeruht in die Einheit gegangen. Zudem geht der Plan noch immer von einer Zielzeit unter 3:10 Std. aus und dementsprechend sind die Intervalle schneller als unbedingt notwendig. Nicht zuletzt spielte auch das Terrain mit vielen kleinen Anstiegen auf den zweiten 30 Minuten eine Rolle. Kein Grund zur Beunruhigung also.
Und um noch ein Haar in der Suppe zu finden: Mehr zu essen, wie ich es mir wegen des größeren Pensums vorgenommen hatte, fällt mir schwerer als gedacht. Aber auch das bekomme ich noch hin.
Viel Erfolg in Hamburg! Bin dort 2015 gelaufen und werd auf jeden Fall nochmal in Hamburg starten. Spitzenpublikum und herrliche Strecke! Dieses Jahr ist aber nochmal Hannover dran..
Was peilst du an in Hannover? Bin auf jeden Fall zur Formüberprüfung für den Halbmarathon in Hannover gemeldet.