Lauftagebuch

Läuferischer Jahresrückblick 2023

Das neue Jahr hat schon begonnen, die Zeit rast und es ist höchste Zeit noch schnell einen läuferischen Blick zurück auf das vergangene Jahr zu werfen. Anlässe dafür gab es jedenfalls zu Haufe.

In vielerlei Hinsicht ist das vergangen Jahr ein Rekordjahr gewesen. Verteilt auf 217 Läufe bin ich 4257 km weit gelaufen – so weit wie nie zuvor in meinem Leben. Eine Strecke, die von Hannover bis ungefähr nach Jerusalem reicht. Auf die Woche gerechnet, sind es etwas mehr als 80 Kilometer. Drei Gründe waren dafür verantwortlich, dass ich dieses Pensum über das ganze Jahr erreichen konnte. In der ersten Jahreshälfte hatte ich noch Elternzeit und zu meiner täglichen Routine gehörte auch ein Lauf mit den Zwillingen. Die Unterstützung und das Verständnis meiner Frau sind der zweite Grund. Schließlich habe ich davon profitiert, dass ich trotz der vielen Kilometer keine Verletzungen erlitt. Lediglich in Juni und Juli hatte ich Ausfallzeiten, die auf meine Corona-Infektion zurückfielen.

Bei so vielen Kilometern können nicht alle Läufe besonders sein, das liegt in der Natur der Sache. Einige Läufe ragten aber aus dem Trainingsalltag heraus.

Vorwärts nach weit

Im Januar hatte ich die Idee, von meinem Wohnort nach Hameln zu laufen. Ich wollte ausloten, wie weit ich laufen kann. Im Dezember hatte ich mir mit zwei Läufen über 50 km die Sicherheit geholt, dass ich „lang kann“. Deswegen war ich zuversichtlich, die 65 km zu schaffen, gab aber nach 55 km klein bei. Es war dennoch die längste Strecke, die ich je im Training gelaufen war.

Der längste Trainingslauf endete im Januar in Springe

Der Februar hielt dann gleich zwei Höhepunkte des Jahres für mich bereit. Zunächst den Bückebergweg, den ich in „verkehrter“ Richtung von Bad Nenndorf nach Porta Westfalica lief. Den Wanderweg in dieser Weise anzugehen, stellte sich als Glücksfall heraus, weil so zum Ende des Laufs der Blick von der Portakanzel über den Weserbogen zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal wartete. Ein unerwartet schöner Abschluss des fast 57 km langen Laufs, der sonst kaum Ausblicke gewährte, aber zu den schönsten Erfahrungen zählt, die ich läuferisch gemachte habe.

Der Bückebergweg

Am Ende des Monats dann wartete der Fisherman’s Trail um den Plauer See auf mich. Es war der erste Wettkampf des Jahres und gleichzeitig einer der schönsten. Die Strecke um den See war wunderschön und meine Leistung besser als ich sie mir hätte vorstellen können. Die über 56 km legte ich in weniger als fünf Stunden zurück und landete damit im Gesamtfeld auf dem sechsten Rang.

Vor dem Fisherman's Trail
Vor dem Fisherman’s Trail

Neue Bestzeiten über 10 km und im Marathon

Zwei Wochen später läutete der Misburger Volkslauf den März ein. Hatte ich noch Zweifel an meiner Form, räumte dieser Lauf sie endgültig aus. Mit 37:32 min. lief ich die 10 km erstmals offiziell unter der 40-Minuten-Grenze, die ich jahrelang erfolglos hatte knacken wollen. Es war ein Fingerzeig: In diesem Jahr geht was.

Vor dem Start beim 25. Misburger Volkslauf
Vor dem Start beim 25. Misburger Volkslauf

Und wie: Mit 3:01:45 Std. blieb ich fast 15 Minuten unter meiner alten Bestzeit und stieß beim Hannover Marathon in einen nicht für mich erreichbaren Leistungsbereich vor. Befeuert durch die neue persönliche Bestzeit, nahm ich mir zwei Wochen darauf die Umrundung des Deisters vor, musste aber nach etwas über 60 km erkennen, dass ich dazu an diesem Tag nicht im Stand sein würde. Es war der erste kleine Misserfolg, nachdem mir in diesem Jahr bis dahin fast alles geglückt war, was ich mir vorgenommen hatte. Wenn man den Lauf denn überhaupt als Misserfolg werten durfte. War es doch immerhin die längste Strecke, die ich je am Stück gelaufen war.

Es ist geschafft!
Es ist geschafft!

Erste Dämpfer

Noch weiter wollte ich im Mai im Rahmen des ersten Ultralaufs auf dem Grünen Ring laufen. Und zwar 80 Kilometer. Doch auch bei diesem Unterfangen musste ich nach 60 km die Reißleine ziehen und von der Möglichkeit Gebrauch machen, vorzeitig mit Wertung aussteigen zu können. Die letzten 20 Kilometer waren eine einzige Qual! Dabei hatte ich Anfang des Monats noch einen 55 km langen Testlauf gut überstanden. Wahrscheinlich hatte mir das Wetter zu sehr zugesetzt. Überhaupt ging es nicht mehr so leicht wie im Frühjahr. Vielleicht war ich etwas drüber oder kam mit den wärmeren Temperaturen nicht so zurecht. So oder so ging meine Formkurve nach unten so verlief auch der letzte Lauf dieses Monats nicht wie erhofft. 15 km musste ich zwischen Gehen und Laufen wechseln, um zum zweiten Mal in diesem Jahr – diesmal von Barsinhausen aus – nach Porta Westfalica lief.

Auf dem Grünen Ring
Auf dem Grünen Ring

Nachdem der Mai gleich drei lange Läufe bereithielt, wurde es im Juni ruhiger. Einziges Unterfangen war, die kürzeste Nacht des Jahres durchzulaufen. Doch auch hier scheiterte ich. Für den Lauf hatte ich mir eine Strecke um den Kleinen Deister zurechtgelegt, brach aber ungefähr 12 Kilometer vor dessen Ende nach 43 km ab. Die Erfahrung lohnte sich trotzdem und eine Wiederholung ist sicher nicht ausgeschlossen. Möglicherweise war ich zum Zeitpunkt des Laufs schon an COVID erkrankt – definitiv positiv getestet wurde ich drei Tage später, nachdem ich direkt nach dem Lauf erste Symptome entwickelte.

Nach Corona im Sommerloch

Auch wegen der Erkrankung wurde es in der zweiten Jahreshälfte deutlich ruhiger. Der Juli blieb gänzlich ohne großes Laufabenteuer und erst im August war ich bereit, mich wieder an eine längere Strecke zu wagen. Meine Wahl fiel auf den Rennstieg (nicht Rennsteig), ein Kurierweg von der Hohen Schanze nach Hildesheim. Das schöne Erlebnis, einen solchen Weg Kraft der eigenen Beine laufend zu bewältigen, wurde etwas getrübt durch den extremen Durst, unter dem ich zum Ende des Laufs litt. Wieder blieb ich nicht ohne Probleme, suchte die Form des Frühjahrs noch immer.

Drei Mal hoch hinaus

Der September blieb frei von weiteren Aktivitäten, dafür ging es im Oktober und November richtig zur Sache. Zunächst stand der Brocken Marathon auf dem Plan. Er war als Ersatz für den beruflich verpassten Marathon in Bremen in meinen Laufkalender gerückt. Der Lauf auf den höchsten Berg des Harzes sollte einer der schwersten und schönsten werden, die ich je bewältigte.

Fast einen Monat später stellte mich die Sollingquerung von Bad Karlshafen nach Dassel vor eine ähnlich schwere Herausforderung. Wiederum 1000 Höhenmeter, dafür aber 48 km galt es hinter sich zu bringen. In einem auf 100 Teilnehmer limitierten Starterfeld gelang mir das als Drittschnellster. Dabei war es für mich ab Kilometer 30 ein Triumph des Willens über die zunehmende Ermüdung.

Den Abschluss der Kletterpartien bildete zwei Wochen später der Schloss-Marienburg-Marathon. Am ersten richtig frostigen Tag des Jahres zeigte sich die Region um das Welfenschloss in bestem Herbstgewand und bildete die fabelhafte Kulisse für meinen letzten Wettkampf des Jahres. Weil ich es beim Carboloading übertrieben hatte, schaffte ich es, geplant von Durchfall, mit Ach und Krach unter 3:30 Std. ins Ziel. Angesichts der Umstände und Höhenmeter ein würdiger Abschluss eines aufregenden Sportjahres.

Vor dem Schloss Marienburg
Vor dem Schloss Marienburg

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