In guten Trainingswochen komme ich auf ein Kilometerpensum von 100 km, manchmal auch 110 km. Dieses Wochenende hatte ich mir aber in den Kopf gesetzt, ein solches Pensum an nur zwei Tagen zu laufen, aufgeteilt in einen „ultralangen“ Trainingslauf am Samstag und einen Marathon am Sonntag, den ich im Rahmen der #beatTheDate-Challenge auf der Originalstrecke des haj Hannover Marathons laufen wollte. Ob ich mich für das Western States 100 Meilen-Rennen angemeldet hätte und warum man sowas macht, wurde ich gefragt. Die Antwort gab ein laufender Bekannter für mich: Weil er es kann.
Zum Wisentgehege
Es hat sich im Laufe dieses Jahres eine kleine Routine eingestellt: Müsliriegel, Kaffee und Wasser zum Frühstück, Wasser, Gels und Fotostick in den Rucksack, Strecke auf der Uhr kontrollieren, dann geht es los. So viel braucht man gar nicht, um einen wirklich langen Lauf zu bestreiten. Diesmal hatte ich mich auf vier Gels und einen guten Liter Wasser beschränkt. Diese Menge hat sich in den zurückliegenden Läufen bewährt und als ausreichend erwiesen. Wobei ich an der Nahrungsaufnahme immer noch herumexperimentiere und um ein Optimum bemüht bin.
Etwas holpriger als die Zusammenstellung der Ausrüstung verlief dieses Mal die Wegfindung zu Beginn des Laufs. Aus Tollpatschigkeit hatte ich den Start in unseren örtlichen Stadtpark verlegt, anstatt vor die eigene Haustür. Ein Überbleibsel aus der Phase der groben Streckenplanung. Was bedeutete das jetzt für mich? Hatte ich jetzt 50 km zu laufen? Wenn die knapp 2 km bis zum Startpunkt der Strecke noch auf die Gesamtstrecke drauf kämen, wäre ich bei 48 km. Oder hatte ich gar eine falsche Strecke auf die Uhr geladen? Fragen über Fragen. Dabei war ich so schon von einer leichten Unsicherheit geplagt. Weil es mich beim Kolshorn Marathon am Ende so zerlegt hatte, hatte sich die Angst vor dem Mann mit dem Hammer wie ein altvertrauter Bekannter zurückgemeldet. Man kann nie wissen, was ein solcher Lauf mit sich bringt.
Auf dem rechten Weg
Nach über den Daumen gepeilten drei Kilometern war ich endlich auf der eigentlich geplanten Strecke. Das signalisierte nun auch meine Uhr. Jetzt konnte der Lauf also richtig beginnen. Der Weg führte mich nun auf einem Feldweg zum Startpunkt des bereits erwähnten Marathons, den ich in der Vorwoche gelaufen war. Auf dem Weg dahin noch schnell einen Baum gewässert, die Blase drückte. Sonst war nicht viel los. Mit Podcasts vertrieb ich mir die Zeit, bis ich auf Streckenabschnitte kommen würde, die ich noch nicht kannte. Das Terrain hier war mir allzu vertraut und da konnte ein wenig Unterhaltung nicht schaden. Das eher ruhige Ambiente eines Podcasts schützt besser vor dem Über-Pacen als Musik. Die kann je nach Rhythmus tückisch sein.
Nach 11 km dann der nächste Stopp. Die liebe Blase könnte besser trainiert sein für lange Läufe als ich es derzeit bin. Ein echtes Manko. Ich hatte gerade das Ahltener Holz hinter mir und näherte mich der Ortschaft, die dem Wald ihren Namen gibt. Ein Koloss von einem Findling gab ein schönes Fotomotiv ab, dann ging es weiter entlang der Bahnstrecke zwischen Lehrte und Hannover. Schön war das nicht und schön wurde es auch danach nicht. Die Strecke hatte ich unter dem Gesichtspunkt ausgewählt, dass sie nicht zu lang werden durfte, nicht nach Schönheit. Über den Kanal, durch die hannoverschen Stadteile Anderten und Bemerode. Dann endlich ein kurzes Highlight. Die Sonne kam für einen Moment heraus und der Blick, der sich mir links in Richtung Kronsberg öffnete, verschaffte mir ein kurzes Hochgefühl. Insgesamt war ich noch immer skeptisch, was meine heutige Leistungsfähigkeit anging. Mich begleitete ein seltsames Gefühl.
21 km im Sack
Halbmarathon geschafft, zweites Gel. Der kurze Blick ins Grüne wurde sofort wieder abgelöst von urbaner Landschaft. An einer Ampel wartend, öffnete ich das zweite Gel. Ich hatte lange gewartet mit der Zufuhr von Energie. Ich hatte versprochen, das Honig-Gel, das mir in der Vorwoche vermutlich ziemlich auf den Magen gegangen war, nochmals zu testen und wagte es nun. Langsam, ganz langsam nahm ich die Masse in kleinen Portionen zu mir und erneut stellte sich nach dem Kratzen im Rachen ein etwas gereiztes Gefühl im Bauchraum ein. Vielleicht bin ich Honig einfach nicht gewohnt. Beeinträchtigt wurde ich von dem Gefühl allerdings nicht und seine Wirkung würde es trotzdem entfalten.
Nach 25 km kam ich endlich raus aus der Stadt. Ich kannte auch diese Ecke von Hannover noch gut, hier hat meine Frau früher gelebt und ich wusste, dass es außerhalb der Stadt schnell grün werden würde. Ich teilte mir meinen Lauf nun einfach auf, indem ich mich von Ort zu Ort hangelte, das machte die Restdistanz kleiner. Erst Wilkenburg, dann – wieder fünf Kilometer geschafft und damit die 30 km abgehakt. Kurz darauf nahm ich ein weiteres Gel zu mir, während ich an einer Ampel halt machen musste. Mein Fokus war inzwischen enger, ich musste mich mehr auf mich selbst und das Laufen konzentrieren, aber noch ging es.
Ohlendorf war die nächste Ortschaft, die ich erreichte, dann Hiddestorf. Hier gibt es einen lokal bekannten Lauf, ein Gedanke, der mir schon seit einigen Minuten durch den Kopf ging. Nachdem ich Hiddestorf hinter mir gelassen hatte, musste ich auf der Landstraße weiterlaufen. Ich peilte Linderte als nächstes Zwischenziel an, musste mich an der nächsten Kreuzung aber neu ausrichten. Nach Linderte ging es nach rechts, meine Route aber führte direkt in die entgegen gesetzte Richtung nach Lüdersen.
Verwirrung in Bennigsen
Dann war das eben mein neuer Fixpunkt, auch gut. Ich war da nicht wählerisch. Inzwischen ziemlich angegriffen, dachte ich mehr und mehr in kleinen Schritten. Den nächsten Kilometer voll machen und noch einen. Weil ich registrierte, dass ich mich einem Tief näherte, hatte ich das letzte verbliebene Gel zu mir genommen, das zweite in kurzer Folge. Bis die Energie aus den Gels bereitstünde, würde einige Zeit vergehen, aber wenn ich jetzt nicht gegensteuerte, würde ich ganz sicher in ein Loch laufen, aus dem es kein Herauskommen gab.
Je näher ich Lüdersen kam, desto mehr stieg die Kreisstraße, auf der ich lief, an. Die Steigung bereitete mir zusätzlich zu meiner Ermüdung Probleme. Es wäre eine willkommene Entschuldigung für eine kurze Gehpause gewesen, aber ich war noch nicht dazu bereit in den Walking-Modus überzugehen. Erst am Scheitelpunkt der Steigung hielt ich an für eine halbe Minute, mein Puls war bedenklich in die Höhe geschossen und ich hatte ordentlich Lakat aufgebaut. Dann ging es weiter, nächster Stopp: Bennigsen.
Ich war nur einen Kilometer weit gekommen, da war der Drang, die Blase zu entleeren schon wieder unerträglich. Weil es nun an die Reserven ging, entschied ich mich für eine Kontrolle der Distanz: 36 km. Sehr gut, darauf ließ sich aufbauen! In Bennigsen selbst hatte ich erstmals Probleme, den exakten Weg zu finden. Zunächst verpasste ich eine Abzweigung, einen Kilometer später benötigte ich dann drei Anläufe, um den richtigen Weg einzuschlagen. Das gelang mir auch deshalb, weil mit mir zwei Wandrerinnen nach dem Weg suchten und sich die Anwohner hilfsbereit zeigten. Sie wollten in den Deister hatten die beiden Damen mir gesagt. Das erinnerte mich daran, das jetzt irgendwann der Anstieg kommen würde, der mir schon bei der Routenplanung negativ aufgefallen war. Er war so auffällig, weil die Strecke bis auf diesen Anstieg kurz vor dem Ende Laufs quasi keine Höhenmeter aufwies.
Vor dem Ende wartet der Berg
Endlich auf dem rechten Kurs, landete ich schnell auf einem Feldweg, der mich direkt in ein Waldgebiet führte. Unmittelbar hinter dem Eingang in den Wald, sah ich, wie der Forstweg sich in die Höhe schraubte. Im Angesicht der zu erwartenden Plackerei, setzte ich mich kurz ins Gras. Lagebericht an die Frau. Die war schon fast am Ziel und erwartete mich dort. Da hatte sie mir was voraus. Abholen konnte sie mich hier nicht, keine befahrbare Straße in der Nähe. Ich musste mindestens noch über diesen Hügel oder zurück nach Bennigsen. Rückwärts? Niemals. Laut Google Maps waren es bis Alvesrode, dem Ort, bis zu dem ich es mindestens noch schaffen wollte, waren es weitere 4,4 km. Das würde kein Sonntagsspaziergang werden, aber es half nichts und so durch war ich auch noch nicht, dass nichts mehr gehen würde.
Gehen war allerdings angesagt. Zunächst versuchte ich, den Berg laufend zu bezwingen, entschied mich dann aber dafür, dass es darauf nicht ankäme. Es ging nicht auf Zeit und das Hochlaufen würde unverhältnismäßig viele Körner kosten. Stattdessen ging ich zügig und nutzte die Gelegenheit, ein paar Fotos von mir zu machen. Erst als das Plateau am „Gipfel“ – man ist als Hannoveraner einfach keine Berge gewohnt – erreichte, verfiel ich wieder in einen Laufschritt, den ich nur kurz für eine Panoramaaufnahme des vor mir liegenden Deisters kurz unterbrach. Jetzt ging es bergab. Das machte es bedeutend einfacher für mich. Die Schwerkraft trug mich in einen Ort, den ich nicht auf dem Plan hatte. Es war Völksen und das Ende des Laufs rückte immer näher.
Im Besenwagen sitzt meine Frau
Noch einmal verfehlte ich die richtige Abbiegung, dann läutete das Telefon. Wo ich aktuell sei, man käme mir entgegen. Ich erklärte, wo ich war und wohin ich lief. Die Zeit drängte, da wir ein gebuchtes Zeitfenster einzuhalten hatten, um in das Wisentgehege zu kommen. Es ging weiter abwärts, was meinen Schritt beflügelte. Ich hatte jetzt zwar Mühe, aber auch sowas wie die zweite Luft. Unbedingt wollte ich jetzt die 45 km voll machen, wenn möglich mehr. Als ich nach 45 km noch nicht aufgesammelt worden war, bog ich in eine lange Allee ein, die mich am Ende nach Alvesrode führen würden.
Just bei 45,8 km war es dann so weit. Nicht der Besenwagen, der Familienbus sammelte mich auf. Das ging natürlich nicht. So einen fast fertigen Kilometer kann man nicht stehen lassen. Nach kurzer Mitnahme schmiss mich meine Frau 500 Meter vor dem Parkplatz wieder aus dem Auto und ließ mich die fehlenden Meter nachholen und gewährte mir dazu noch einen echten „Zieleinlauf“ auf dem Parkplatz des Tierparks. Warum es sogar noch 500 Meter sein mussten? Keine Ahnung! Ich glaube, meine Frau wollte mich noch ein bisschen quälen!
#beatTheDate – Hannover Marathon 2021
Ein bisschen Bange war mir schon vor dem Lauf. Die Regeneration zwischen dem Ultralauf von gestern und dem heutigen Marathon betrug weniger als 24 Stunden. Dazwischen lag zudem noch der Besuchs im Tierpark, zum Hochlegen der Beine kam ich dadurch erst am Abend. Ich hoffte vor allem, dass ich genügend Kohlenhydrate nachgeladen hatte und nicht schon im ersten Drittel des bevorstehenden Laufs leer lief.
Ich hatte mich mit zwei weiteren Botschaftern abgesprochen, dass wir heute die Originalstrecke des Marathons ablaufen würden. Der Start sollte Punkt 9 Uhr erfolgen. Damit wir nicht gegen geltende Corona-Bestimmungen verstießen, lief ich allein mit Toni, während Lars mit Begleitung separat lief. Gemäß meiner Vorbelastung, wollten wir ein ruhiges, gemäßigtes Tempo anschlagen. Vorgenommen hatte ich mir eine Pace zwischen 5:30 und 6 min/km. Bevor es allerdings losging, machte mir meine Trinkblase größere Probleme. Das Mundstück spielte Springbrunnen und verteilte eine beachtliche Menge Wassers direkt vor dem Neuen Rathaus, dem Startpunkt unseres Laufes. Ein bisschen Drücken und Quetschen später, hatte ich das Leck soweit gestillt, dass es nur noch dann und wann tropfte. Damit konnte ich leben. Allerdings sah ich jetzt schon so aus, als hätte ich mir volle Kanne in die Hose geschifft. Gute Voraussetzungen also.
Raus aus Hannover, rein nach Hannover
Schon nach wenigen hundert Metern rätselten wir über den Verlauf der Strecke. Mussten wir bereits links Richtung Stadion und Maschsee abbiegen oder erst noch geradeaus laufen? So war es die letzten Jahre immer gewesen. Das schien jetzt anders und wir entschieden uns fürs vorzeitige Abbiegen. Notfalls würden wir am Ende noch ein paar Ehrenrunden laufen, um die Marathondistanz voll zu machen. Schließlich machten wir das hier nicht zum Spaß. Das Motto dieses Laufs war „Beat the Date“. Die Veranstalter des HAJ Hannover Marathons hatten in Anlehnung an das heutige Datum dazu aufgerufen, gemeinsam binnen eines Monats eine Gesamtdistanz von 180.421 km zu laufen.
Schon nach drei Kilometern meldete sich wieder meine Blase. Neuer Lauf, altes Problem. Daran muss ich wohl arbeiten, wenn demnächst wieder echte Wettkämpfe gelaufen werden. Oder ich muss schneller werden. Davon abgesehen machten wenigstens meine Beine gut mit. Wir waren schneller unterwegs als geplant und hatten uns auf ein Tempo eingependelt, das irgendwo bei 5:30 min/km, eher darunter. Wir waren inzwischen raus aus der Stadt und im Kleingartengürtel angekommen. Meine Beine fühlten sich inzwischen ziemlich gut und locker an und ich legte ungewollt einen Zahn zu. Wir kamen auf einen Streckenabschnitt, den ich gestern schon gelaufen war, in der umgekehrten Richtung, raus aus Hannover. Heute also rein nach Hannover, zur Hildesheimer Str.
Die Hildesheimer Str. ist lang und überwiegend unansehnlich. Viel Gewerbe links und rechts der Fahrbahn, in der Mitte die Straßenbahnlinie. An gewöhnlichen Marathonwochenenden ist hier wenigstens an bestimmten Stellen richtig was los, dann durchbrechen die Anfeuerungen der Zuschauer das triste Äußere. Diesen Luxus hatten wir in diesem Jahr nicht. Wenn, dann begegneten wir vereinzelten Passanten, die uns wohlwollend aufmunterten oder Läufern, die in gleicher Mission unterwegs waren wie wir und Kilometer für die erwähnte Challenge sammeln.
Erstmals auf der neuen Marathonstrecke
Am Aegi trennten sich unseren Gruppen, Lars zog mit Begleitung davon, sie hatten es auf eine Bestzeit abgesehen. Ich für meinen Teil, hatte es nur auf Durchhalten angelegt. Ich dachte lieber nicht an die vor mir liegenden Kilometer bzw. nicht allzu bewusst. Ausblenden, so gut es ging. Am Aegi ist beim Marathon normalerweise richtig was los, das kickt mich jedes Mal und animiert zu einem kurzen Zwischensprint. Diesmal nahm niemand Notiz von uns. Drei Kilometer durch die Stadt später, waren wir in der Eilenriede angekommen. Inzwischen mühte ich mich schon einigermaßen. Das Gefühl, gute Beine zu haben, war verflogen. Toni kündigte an, bei der Halbmarathon-Marke „live gehen“ zu wollen. Wenn ich denn nicht zu kaputt wäre. Machte ich schon so einen zerstörten Eindruck? Nein, nicht doch. Toni unterhielt mich gut mit Geschichten aus früheren Läufen, ich beschränkte mich viel auf die Zuhörerrolle.
Irgendwann dämmerte mir, dass ich die Strecke in der Form noch nie gelaufen bin. Den letzten Marathon war ich in Hanover im Jahre 2015 gelaufen. Bestzeit damals. Aber noch ohne den Streckenabschnitt, auf dem wir uns gerade befanden. Wir überquerten kurz den Mittellandkanal und machten dann kehrt, zurück in Richtung Stadt. Die Hälfte hatten wir im Sack. Nach 25 km kündigte ich an, dass es mir nicht mehr so gut ging und ich mich ab jetzt über den Rest der Strecke entlang von kleinen Zielen hangeln würde. Wir hatten für 14 Uhr einen gemeinsamen Zieleinlauf via Zoom mit den anderen Botschaftern geplant. Das sollten wir auch schaffen, wenn wir ab jetzt in einem Wechsel aus Laufen und Gehen bis zum Ende weitermachen müssten. So weit war es allerdings noch nicht. Jede Ampel, die uns zum Stehen zwang, freute mich trotzdem.
Es lebe der Kiosk!
Als wir die 30-km-Marke erreicht hatten, waren wir wieder im Zentrum und schickten uns an, in die List zu laufen. Auch das regelmäßig ein motivierender Streckenabschnitt. Das Zuschaueraufkommen ist hier groß und die List gehört zu den angesagtesten Stadtteilen Hannovers. In meinem Kopf hatte ich mir das Ziel gesetzt, mindestens bis Kilometer 32 zu laufen, was wir kurze Zeit später geschafft hatten. Schon einige Minuten zuvor waren wir an einem Kiosk vorbeigekommen und Toni hatte die Idee aufgebracht, dass wir uns einfach eine Cola holten. Eine gute Idee. Einige Hundert Meter weiter setzten wir uns auf den Bordstein, stoppten die Uhren und gönnten uns jeder eine Dose Cola. Ein Hoch auf die Kioskultur.
Derart gestärkt machten wir uns an einen der härtesten Abschnitte des Marathons in Hannover – die Vahrenwalder Straße. Die mehrspurige Straße führt durch eine Mischung aus Hoch- und Geschäftshäusern, wenig ansehnlich schon, wenn man alle Sinne beisammen hat. Nach mehr als 30 km einfach nur entnervend. Heute jedoch fiel mir der zwei Kilometer lange Abschnitt nicht allzu schwer. Nur der verführerische Duft der vielen, vielen Imbissbuden verlangte uns einiges ab.
Ab nun konnte ich ans Ende denken, nur noch sechs Kilometer. Und was richtig gut war: Die Herrenhäuser Gärten standen nicht mehr auf dem Programm. Allerdings war das schon ein paar Jahre lang so. Was hatte ich mich damals durch die Gärten gequält! Man war schon auf dem direkten Weg zum Endpunkt der Strecke, um dann noch einmal eine Kehrtwendung zu vollziehen und mehrere Kilometer in die entgegengesetzte Richtung laufen müssen. Eine unglaubliche Herausforderung für den Kopf. Für uns ging es nur noch in Richtung Stadtzentrum. Universität, Königsworther Platz, Hohes Ufer, Rathaus. Dachte ich.
Zieleinlauf auf der leeren Straße
Erst kurz vor dem Königsworther Platz dämmerte mir, dass wir noch eine kleine Schleife würden laufen müssen. Andernfalls kämen wir nicht auf 42 km. Klar doch! Wir mussten noch an der Burschenschaft vorbei. Dort gab es jährlich Freibier – wenn man denn genügend Zeit und vor allem Muße hatte, sich ein Bier zu gönnen. Mit 40 km in Kopf und Beinen. Wir schlenkerten also noch einmal durch Hannover und kehrten dann zurück auf den Königsworther Platz.
Meine Uhr war inzwischen fast einen Kilometer voraus, ich näherte mich bereits der Marathonmarke, obwohl es noch ein Kilometer bis zum Ziel war. Woher diese Ungenauigkeit stammte, konnte ich mir nicht erklären, ich hatte keine Zusatzmeter gemacht und kannte diese Abweichungen meiner Uhr nicht. Egal, das Ende am Rathaus war so oder so schon nah und fünf Minuten später erreicht. Geschafft: 90 km an zwei Tagen und den heutigen Marathon sogar noch unter vier Stunden Laufzeit. Oder wie Toni meinte: Dann können wir ja doch den Grünen Ring laufen. Wenn du 90 km an zwei Tagen laufen kannst, dann schaffst du auch 80 km an einem!
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